Wir werden feiern, auch gegen Bayern…

Wir werden feiern, auch gegen Bayern…

Wer auch immer entschieden hat, wo das Stadion des SC Freiburg stehen soll, er hatte städtebaulichen Weitblick und das Gespür für den richtigen Ort. Auch die Namensgebung zeugt von politischer und kultureller Treffsicherheit. Die Rede ist vom Otto-Winterer-Stadion aus dem Jahre 1928, nahezu am gleichen Ort gelegen wie das neue SC-Stadion. Bürgermeister Otto Winterer kam 1888 ins Amt und prägte die Stadt durch seine Baupolitik bis heute. Sein Credo war: „Ein Dorf hat Dächer, eine Stadt hat Türme“, was im übertragenen Sinne nichts anderes heißt als „größer denken!“. Mit 11 Jahren Amtszeit in Konstanz war Winterer mit Berufserfahrung vorbelastet und damit ein Glücksfall für Freiburg. Er hat sich den Ruf als zweiter Gründer der Stadt erworben, und es wäre nur konsequent, den fertiggestellten Fußballtempel ein für alle Mal nach ihm zu benennen. Aber das wäre natürlich – wie es so schön heißt – finanziell nicht darstellbar. Dieser Sponsor müsste erst noch gefunden werden, der einen Haufen Geld ausgibt und obendrein auf Werbung in eigener Sache verzichtet. „Freiburger Hauptsponsor Stadion“ wäre allerdings ein mutiger Name von zeitloser Sachlichkeit, denn im Fußball wird es immer um Geld gehen. Das hat den SC Freiburg noch nie so richtig daran gehindert, eigenwilligen, anspruchsvollen und sehenswerten Fußball zu spielen. Der SC ist ein hochkarätiger Sympathieträger für den deutschen Fußball. Seine Mitgliedschaft im Deutschen Fußball Bund tut dem keinen Abbruch. Im Gegenteil, es wird eine Zeit kommen, da man sich wohlwollend erinnern wird, wie ein ehemaliger SC-Präsident den Augiasstall zu Frankfurt einmal fast ausgemistet hat. Oder muss es hätte heißen? Egal, ich mag den Konjunktiv nicht, vor allem wenn es um Fußball geht. Hätte deutet auf vergebene Chancen hin, aber die gehören zum Fußball dazu wie der Weltuntergang zum Elfmeterschießen. Jetzt bin ich aber froh, die Kurve vom DFB zum Fußball hingekriegt zu haben. Ich möchte den SC zu seinem neuen Stadion beglückwünschen. Es verdankt seine Existenz wohl auch dem öffentlich vorgetragenen Gedankenspiel, dass der SC seine Heimspiele auch in Rust austragen könnte. Das Europa-Park-Stadion ist gut platziert.Der Blick ist frei und kann in alle Richtungen schweifen. Der neue Tempel ist ein Bauwerk, der alte war Stückwerk. Hier wird sich die Freiburger Fußballkultur zum Wohlgefallen des Fußballgottes weiter entwickeln. Vielleicht wäre es an der Zeit, dem Herrn ein neues Lied zu singen. Nicht mehr von schönen Schwarzwaldmädchen und männlichen Badnern, die gerne männliche Badner wären. Mein Vorschlag: ein altes Lied, das italienische Reispflückerinnen gesungen haben und das als Partisanenlied weltberühmt wurde. Der SC ist zwar nicht Partizan Belgrad, aber aus „Bella Ciao“ könnte „Freiburg schau“ werden. Die Melodie kennt jeder, jede und jedes.


Hier spielt man Fußball
Meist 1. Liga
Oh Freiburg schau, Freiburg schau,
Freiburg schau ins Land
Wir werden feiern
Auch gegen Bayern
Im neuen Schwarzwaldstadion

Es kommt der Abend
Die Sonne senkt sich
Oh Freiburg schau, Freiburg schau,
Freiburg schau ins Land
Grün sind die Reben
Voll ist das Leben
Und der Spätburgunder rot


Wie das klingt, das kann man sich hier [mp3] anhören. Ich danke Philipp Moehrke für die Unterstützung.